Brennpunkt 8
Brennpunkt 8
Staatsaufsicht ohne Pädagogik
8.1 Lernen
"Sage es mir, und ich werde es vergessen.
Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten.
Lass es mich tun und ich werde es können.""
Konfuzius (551 - 479 v. Chr.)
Kinder lernen von Beginn an autonom und dies ohne "Belehrung". Krabbeln, Gehen, Sprechen, Mimik, sich bewegen, Zuwendung und, und, und. Und all dies in einer Beharrlichkeit und phänomenalem Ehrgeiz trotz des vielen Missgeschicks beim Üben, Üben, Üben. Kinder sind von sich aus aktiv - eben autonom. Sie suchen willensstark und immerzu die Nähe ihrer Eltern, und deren liebende Zuwendung wirkt impulsierend auf sie zurück. Entwicklungsförderung nur durch Liebe zueinander.
Kinder sind neugierig ohne Ende! Alles wollen sie anfassen und ausprobieren. Entwicklungssturm und -drang. Auch mit Spielen und Phantasieren lernen sie, ihre Umwelt meisterhaft zu ihrer Welt zu zaubern. Lernen also als innerer Impuls, sich mit dem Drumrum aktiv zu verbinden. Damit verwirklicht sich für die Kleinsten bereits soziales Miteinander. Lernen ist also ein individuell und autonom bestimmter Weg hin zum aktiven Mitgestalten im kooperativen Miteinander der menschlichen Selbstverwirklichung durch Handeln. Damit ist das Superzeichen allen Lernens der jeweilige Daseins-Sinn.
Der Parlamentarische Rat hat - nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit all seinen unmenschlichen Gräueln - dies im Rahmen der Formulierung der Grundrechte erkannt.
"Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt."
(Art. 1 Abs. 1 GG)
und
"Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit …"
(Art. 2 Abs. 1 1. Halbsatz GG)
Bereits der Schweizer Pädagoge Pestalozzi (1746 - 1827) hat erkannt, dass Lernen nicht nur im Kopf stattfindet, sondern als Verbindung von Kopf, Herz und Hand bewirkt wird. Nur wenn Lernsituationen kognitives, emotionales und aktives Zusammen erfordern, wird Lernen produktiv. Für "Kopf" passt auch Neugierde, für "Herz" Nähe und Liebe und für "Hand" das Spiel. Der Lernkreis wird somit anschaulich. Pestalozzis Sicht nimmt zukünftige neuronale Erkenntnisse vorweg. Heute ist evident, welch unterschiedliche Fähigkeiten unsere beiden Gehirnhälften haben, obwohl sie gleichen Anblickes sind. Die linke Hälfte zentriert Kognitives Denken, es ist der Stoffsammler und fördert logische Schlussweisen. Die rechte Hälfte ist Sitz des emotionalen Kreativen und ganzheitlichen Denkens. Und das Corpus callosum verbindet die beiden Gehirnhälften miteinander. Durch diesen Fakt können sich linkslokalisiertes Wissen mit rechtslokalisierten Einfällen verbinden und gut fundiertes aktives Handeln wird dadurch möglich. Diesen Zusammenhang hat Pestalozzi bereits erkannt und eben damals seiner Zeit entsprechend formuliert. Diese denkerische Potenz hat später auch Charles Darwin erkannt und mit dem Kürzel "Survival for the fittest" in seiner Sichtweise auf den Punkt gebracht. Um zu "überleben", um also mit dem Weiterentwickeln der Evolution mitzuhalten, ist wohl situationsadäquates gelingendes Zusammenspiel der beiden Gehirnhälften angebracht. Passt hierzu das alte Sprichwort "Gegensätze ziehen sich an"? Wie auch immer, jedenfalls prägen die Lernforscher des "Club of Rome" die beiden Pole unseres Lernglobus, einerseits das adaptive, hergebrachte und andererseits das innovative, zukunftsadäquate Lernen. Darüber später mehr.
Für uns wirkt dies wie ein Aha-Effekt. Wie empfinden Sie das?
Immer wieder trifft man auf Persönlichkeiten, die im Berufsleben relativ erfolglos sind, obwohl sie einen hohen IQ ihr Eigen nennen. Genauso häufig begegnet man dort auf Karrieristen trotz ihres vergleichsweise beschiedenen IQ. Solche Diskrepanzen machten gegen Ende des vorvorigen Jahrhunderts vor allem neurologische «Feldforscher» stutzig. Ergebnis ihrer Untersuchung war, dass der alles umfassende IQ (Intelligenzquotient) die Wirklichkeit nicht abzubilden vermag. Neben dem kognitiven Bereich, der insbesondere in den staatlichen Schulen das Zepter hochhält, gibt es noch ganz andere neuronale Leistungsbereiche, die Ursache menschlichen Verhaltens und Könnens sind. Howard Gardners 1983 erschienenes Buch „Frame of Mind“ war ein Manifest, das die IQ-Denkweise widerlegte. Nicht eine einzige, monolithische Art von Intelligenz sei entscheidend für den Lebenserfolg, sondern ein breites Spektrum von Intelligenzen. Grundlegend sind die emotionale und soziale Intelligenz. Grundlegend deshalb, weil es ohne sie soziale und kulturelle Gemeinschaften nicht gäbe. Der Rundblick innerhalb unserer Lebenslandschaft lässt unschwer noch ganz andere Intelligenzen erkennen; so die musischen jedweder Art, die räumliche, deshalb die Ingenieure, die verbale, die konstruktivistische und die synoptische. Bestimmt ist das alles immer noch unvollständig, aber es verdeutlicht treffend die in unserer Gemeinschaft herrschende Vielfalt.
Von der Oberfläche nun kurz in die Tiefe. Die Neurobiologischen Wissenschaftler haben erkannt, dass während der embrionalen Gehirnentwicklung nicht nur die Gene die vormals ihre zugedachte Rolle spielen. Vielmehr sind es die nach und nach wachsenden und sich vermehrenden Neuronen, die sich mittels ihrer Synapsen und Dendriten vernetzen. Zum Zeitpunkt der Geburt hat sich auf diese Weise ein unermesslich vielfältiges und reichhaltiges Leistungspotential heraus-gebildet. Also ein Fundament oder Arsenal für eine umfassende Denk- und Handlungsleistung jedweder Art und Richtung. Entscheidend für die Weiterentwicklung ab Geburt ist nun, wie das Drumrum zukünftig dieses fulminante Orchester auch zum Klingen bringt. Vielfältige Einwirkungen aktivieren; aus Pfaden werden Wege und Straßen. Eintönige und anreizschwache Umgebungen lassen vieles an den Vernetzungen brachliegen. "Wer rastet der rostet", so das dazu passende Sprichwort. Damit ist offensichtlich: Nicht die Gene sondern die Qualität der Koevolution zwischen Kind und Umgebung ist es, die das Verhalten der werdenden Erdenbürger entscheidend formen. Die Leistungsweise des Gehirns passt sich der Umgebung an. Die Neurobio-logen nennen solche Flexibilität Neuroplastizität. Der werdende junge Mensch will ja angenommen und geliebt werden, und dann auch mit-wirken. Bildungsferne Eltern werden so bildungsferne Kinder großziehen. Bildungsbeflissenen Eltern werden die Grundlagen dafür schaffen, dass aus ihrem Nachwuchs dermaleinst Ärzte oder Juristen werden.
Nach dem o.g. Zellforscher Bruce H. Lipton sind einerseits Wachstums- andererseits Schutzmechanismen die beiden fundamentalen körperlichen Verhaltensweisen. „Wird der Schutzmechanismus aktiviert, so geschieht dies auf Kosten der Wachstumsmechanismen. Auf neuronaler Ebene bildet sich dies insoweit ab, als Stresshormone Entwicklung und Funktion des Vorderhirns unterdrücken. Geschieht dies häufiger oder gar regelmäßig, so bedeutet dies eine verminderte Entwicklung des Vorderhirns.
Zum Stichwort "Lernen" fällt Ihnen sicherlich viel Zusätzliches ein, was auch für alle anderen bestimmt von großem Interesse sein wird. Wir freuen uns auf Ihr Geschenk.
8.2 Erlebnisse
"Die Dinge, die wir wirklich wissen, sind nicht die Dinge, die wir gehört oder gelesen haben, vielmehr sind es die Dinge, die wir gelebt, erfahren und empfunden haben.
Calvin M. Woodwards
Konsequent ausgebaut und umgesetzt wurde die Gesamtsicht Pestalozzis durch die Erlebnispädagogik. Statt der stubenhockerischen Stofffütterung wird jetzt das Lernen befreit. In selbst gewählten Gruppen lernen die Kinder handlungsorientiert. In herausfordernden Situationen steht soziales Lernen im Mittelpunkt: Die Kinder handeln mit den anderen zusammen, übernehmen Verantwortung und vertrau-en den anderen. Nur so bewirkt Lernen im jungen Menschen sinnhaftes, nachhaltiges und ganzheitliches sich-entwickeln. Die Lernwelt der Schüler*innen ist so die spannende abenteuerliche Realität. Besonders für pubertierende Schüler*innen sind solche Erlebnisse grundlegend, um sich selbst zu finden sowie ihre Ressourcen zu entdecken. Sie erleben unmittelbar die Konsequenzen aus ihrem Handeln - ob negativ oder positiv. Dies bedeutet realitätsunmittelbares Lernen.
Gerade unsere durch die Digitalisierung zunehmend hektischer gewordene Zeit ist durch die autogerechte Mobilität regelrecht bewegungsarm geworden. Zudem animiert der mediale Überfluss Kinder und Jugendliche mangels echter Alternativen zu stundenlangem Stillsitzen. Das frühere Spielen und Rumtollen auf den Straßen der Nachbarschaft kann nicht mehr stattfinden; zu viele parkende und rumfahrende Autos, zu gefährlich fürs Spielen und zudem für den Schulweg. Deshalb bringen viele Eltern ihre Kleinen im eigenen Auto von zuhause in die Schule; somit noch weniger körperliche Bewegung für die Kinder. Nach dem vormittäglichen Stillsitzen samt all der Einzelarbeit in den langweiligen Schulstunden wenigstens nachmittags ein Aus-gleich? War mal! Wege, Wiesen und Wälder sind durch Betonsilos und künstlichen Spielplätzen verdrängt worden. Keine Bäume mehr in der Umgebung, die unsere Kinder zum Klettern anlocken, kein dichtes Gebüsch mehr zum Einrichten von Lagern. Alles in allem Gegebenheiten, die unseren Kindern die erlebnisverlockende Umgebung genommen haben. Umso dringlicher sind erlebnispädagogische Ausgleiche.
Sehen Sie das ähnlich oder anders? Ihr Eindruck interessiert uns.
Daniel Defoe (1660 - 1731) ist mit seinem Weltbestseller "Robinson Crusoe" (1719) die Quelle erlebnispädagogischen Denkens und Vorbild für Jean-Jaques Rousseau (1712 - 1778). Der Erzieher soll sich nicht als Belehrer, sondern als Anwalt der natürlichen Bedürfnisse der Kinder verstehen, denn "Leben heißt nicht atmen, Leben ist handeln; es heißt, sich unserer Organe, unserer Sinne, Fähigkeiten, kurz, sich aller Teile von uns bedienen, welche uns die Empfindung unseres Daseins verleihen.".
Bestimmt kennen Sie und wir die Klassiker erlebnispädagogischer Praxis für Schulklassen als da sind Bergwandern, Flossbau und - fahrt den Fluss hinunter, Törn im Windjammer über den Atlantik. Auch ganz andere Situationen erbringen die gleichstarken Lerneffekte wie beispielsweise Problemlösungsversuche im Sozialraum, Allmende-Forschung, Solidarische Landwirtschaft oder Inklusionspraxis. Viele berichten über solche Erlebnisse, dass sie sich jetzt anders fühlen als davor, "Oft entdecken wir Neues bei unseren Partnern - und mitunter auch bei uns selbst."
Ergebnisse verschiedener neurodidaktischer Untersuchungen erhärten die Erlebnispädagogik als großen Erfolg ganzheitlichen Lernens. Insbesondere gelingt es diesen Pädagogen, ihren Schüler*innen den Weg vom hergebrachten, adaptiven Lernen hin zu innovativem Lernen wieder neu zu ebnen. Gerade letzteres wird zusehends immer wichtiger, weil es zukunftsorientiert ist.
Sie haben vielleicht Gründe dafür, warum Sie gerade in diesem Punkt anderer Auffassung sind. Können Sie uns die mitteilen?
8.3 Unterricht
"Wer ein lohnendes Ziel vor Augen hat,
überwindet auch steinige Wegstrecken."
Judy Parker
Wenn Unterrichtende während der Pausen und neben ihrer Aufsichtspflicht so zwischendurch einfach mal unbefangen beobachten, wie Kinder und Jugendliche zusammenleben und lachen, rumtollen und Einfälle haben, wie sich vieles überraschend ergibt - frei und ungebunden, impulsiv und sprunghaft, bringt das ihnen was? Eigentlich winkt ihnen - und auch uns als Eltern - die Chance, auch von unseren Kindern das eine oder andere dazuzulernen. Lernen ist eigentlich ein Wechselspiel; wir alle können deshalb voneinander lernen. Wir könnten beispielsweise lernen, wie wir aus weniger Selbstverständlichkeiten und weniger Ernsthaftigkeiten einfach flexibler und gelassener werden. Eben durch innovatives Lernen, indem wir von von unserer lieben Gewohnheit, immerzu adaptiv zu lernen, abrücken.
Zu theoretisch?
Seine vielfältigen praktischen Erfahrungen sammelte - A. S. Neill - er als Lehrer an staatlichen Schulen. Er erlebte in ihnen das repressive Dressursystem der öffentlichen Erziehungsanstalten. Einfach dort mitmachen oder ist es nicht besser, gegen dieses Dinosauriertum anzugehen? Die herrschenden Zustände sind zu subtil, die Abrichtungsmechanismen zu indirekt, als dass dagegen ein Bürgeraufstand anzuzetteln wäre. Freiheit und Menschlichkeit gegenüber den Kindern also nicht erkämpfen, sondern selbst verwirklichen, durch eine alternative, neue Erziehung. 1921 gründete A.S. Neill SUMMERHILL, eine Internatsschule in Leiston, Suffolk, die dann bald weltberühmt wurde. Kein Wunder, dass die Planer und Gründer der „Neuen Deutschen Schule“ Neill zu sich gerufen haben. Diese Reformschule nahm in den frühen 20ern in der Gartenstadt Hellerau nahe Dresden bereits Gestalt an. Neill war wegen des günstigen Wechselkurses zwischen englischen Pfund und damaliger Reichsmark in der Lage, einer der potenten Finanziers dieser Schule zu sein. Und prompt wurde aus der „deutschen“ eine „Internationale Schule“. Nun wieder zurück zu SUMMERHILL. Statt Autorität gegenseitiges Vertrauen zwischen Lehrern, Kindern und Jugendlichen. Statt Unterrichtszwang nun Freiheit zur Entfaltung der jungen Persönlichkeiten. Derzeit gedeihen rund 90 Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Nationen im Alter von 5 bis 17 Jahren im Internat. Nach dem Tod des Gründers 1973 übernahm seine Frau Ena, und ab 1985 ihre Tochter Zoe Neill-Raedhead die Schulleitung von SUMMERHILL. Obwohl die Schulinspektoren 1949 eindeutig positiv über SUMMERHILL berichteten, drohten die Schulbehörden 1999 das Internat wegen freiwilligen Unterrichts zu schließen. Der Gerichtsprozess vor dem Independent Schools Tribunal im März 2000 ging überraschend zu Gunsten SUMMERHILL´s aus. Die Richter entschieden, dass sich Lernen nicht immer notwendigerweise im Unterricht ereignen müsse und unterband zudem die außergewöhnlich häufigen Inspektionen des Internats.
Ähnliches hat ab 1955 Don Lorenzo Milani (1923 - 1967; Erzieher und römisch-katholischer Priester) praktiziert. Er hat in einem Bergbauerndorf südöstlich von Florenz mit den dortigen Kindern in seinem Pfarrhaus die Schülerschule von Barbiana entstehen lassen. Die meisten Kinder waren Schüler*innen und Lehrer*innen zugleich. Ihren "Brief an eine Lehrerin" hat die italienische Schulbürokratie wachgerüttelt.
Über beide Schulen finden Sie mehr in unserem Skript.
Die "Sudburry Valley School" in den USA wurde 1968 von einem elterlichen Initiatorkreis zusammen mit Pädagogen für ihre schulpflichtigen Kinder ins Leben gerufen. Dies als ihre willkommene Alternative zum staatlichen Schulwesen. In dieser Schule wirken roundabout 150 Schüler*innen mit ca. 10 Pädagog*innen aktiv zusammen. Interessant: Die fortlaufend aufzubringenden Kosten je Schüler*in pro Jahr betragen gerade mal die Hälfte gegenüber denjenigen der Staatsschulen. Innerhalb dieser Schule verwirklichen die Schüler*innen zusammen mit ihren Pädagog*innen die Basisdemokratie. Wie in Vereinen oder Genossenschaften ist die Mitgliederversammlung oberstes Entscheidungsorgan. Sie tagt wöchentlich. Dabei hat jedes Mitglied eine Stimme und Mehrheit ist entscheidend. Keine Rolle spielt das jeweilige Alter. Wie sieht nächste Woche das Kochteam in der Schulküche aus? Wie das Putzteam? Das Fahrrad-Reparaturteam bleibt so wie es ist? Die Mähmaschine hat einen Defekt. Wer repariert die? Wer alles pflegt den Schulgarten? Wer will welche Schulregel ändern oder ergänzen? Und last not least: Wer will unseren Haushaltsplan durchforsten? Gewichtigste Entscheidung ist natürlich die zeitweise Besetzung des Schulvorstandes sowie des Justizkommitees? Letzteres ist das vorwiegend mediativ praktizierende Schulgericht. Dort sprechen "Kläger" wie Beklagte gemeinsam über den Konflikt. Im Falle des Falles ist Berufung bei der Schulversammlung möglich.
Endlich wird gewürdigt, dass jede*r Schüler*in für die eigene Bildung selbst verantwortlich ist - also keinerlei Fremdbestimmung durch Gesetze, Verordnungen, Richtlinien und Schulpläne. Deshalb auch keine Klassenarbeiten, Noten und Prüfungen. So jemand mit High-School-Abschluss die Schule verlassen will, muss der/die Betreffende den Lernerfolg und die weiteren Ziele in einer Abschlusspräsentation verdeutlichen. Diese wird sodann von einer schulfremden Prüfungskommission bewertet. Dies ist aber dann das einzige Überbleibsel staatlicher Obrigkeit, denn in dieser Schule, wo Kinder und Jugendliche von ca. fünf bis 18 Jahren zusammenleben und sich autonom und innovativ verwirkliche, gibt es keine Klassen.
Die Sudburry Valley School hat zwischenzeitlich weltweit zahlreiche Nachahmer*innen gefunden und dies trotz verschiedenster Stolpersteine, die ihnen von Staatsautoritäten auf ihren Erfolgsweg gekippt werden.
Wenn Sie mehr davon wissen wollen, in seinem Buch "Befreit Lernen: - Wie Lernen in Freiheit spielend gelingt" beschreibt Peter Gray, Prof. für evolutionäre Entwicklungspsychologie, diesen schulischen Weckruf und all das Drumherum des staatlichen Schulwesens.
Diese drei Schulbeispiele verdeutlichen die große Potenz innovativen Lernens als Gegenpol zum gewohnten adaptiven Lernen. Wie bereits erwähnt, sind Kinder ab ihrer Befruchtung innovativ und zudem autonom Lernende. Beides praktizieren sie mit größter Selbstverständlichkeit als ihre natürliche Gabe. In der Nähe zu anderen blüht kooperatives Miteinander regelrecht auf. Kinder antizipieren und inspirieren, meist mit anschaulicher Bilderkraft. Alles sind intrinsisch bewegte, zur Zukunft hin gerichtete farbige Lernprozesse.
Dieser natürliche Fluss fließt von Beginn an sechs Jahre, dann wird er von der staatlichen Schulaufsicht Kanalisiert. Widernatürlich wird den Kindern bereits ab der ersten Klasse adaptives Lernen aufoktroyiert. Adaptives Lernen ist das Festhalten am Gewohnten. Gewordenes wird als unveränderbar glorifiziert. Dienst nach Vorschrift zwingt die Pädagog*innen zu extrinsisch geprägtem Nachvollzug des von oben Vorgegebenen. Das Ganze dient dem Erhalt des Gewordenen mithilfe bürokratischer Lebensordnung. Es prägt die meist farblose Seinsweise der erwachsen gewordenen Welt des Staatsschulwesens. Konsequenterweise dient die Schulpflicht auch der Vermittlung hergebrachten Wissensstoffes und eben nicht der Ressourcenentfaltung der Schulpflichtigen. Für die Mehrzahl aller Kinder hat vorherbestimmter Lernstoff keinerlei Sinnbezug. Dadurch wird angeborene Lernbegeisterung zur bloßen Lernpflicht. Unser Brennpunkt 3 beschreibt, in welcher Weise der Parteienstaat dadurch Grundrechte der Schüler*innen verletzt. Insbesondere neurowissenschaftliche Befunde verdeutlichen das widernatürliche Handeln staatlicher Schulaufsicht. Zudem kennen wir alle Beispiele, die den zur Methode gewordenen Unsinn veranschaulichen.
o Thomas Alva Edison, einer der bedeutendsten Erfinder, Elektroingenieur und Unternehmer, war fast immer Klassenletzter...
o Des großen französischen Schriftstellers und Sozialkritikers Marcel Prousts Aufsätze während seiner Schulzeit wurden missbilligt...
o Die Leistungen des italienischen Komponisten Giacomo Puccini wurden bei Prüfungen stets als ungenügend bewertet...
o Des französischen Malers Paul Cézannes Auftrag und Annahme bei der Kunstschule wurde abgelehnt…
o Für Mahatma Gandhi, Rechtsanwalt, Publizist, Morallehrer, Asket, Pazifist, geistiger und politischer Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung waren die Schuljahre die "unglücklichste Zeit in meinem ganzen Leben"…
o Für Edvard Grieg, dem großen norwegischen Komponisten und Pianisten, "entwickelte die Schule in mir das Schlechte und ließ das Gute unberührt"…
o Der spanische Maler, Grafiker und Bildhauer Pablo Picasso hatte Rechnen einfach nicht mitgemacht.
o Des großen französischen Schriftstellers und Sozialkritikers Marcel Prousts Aufsätze während seiner Schulzeit wurden missbilligt...
o Die Leistungen des italienischen Komponisten Giacomo Puccini wurden bei Prüfungen stets als ungenügend bewertet...
o Des französischen Malers Paul Cézannes Auftrag und Annahme bei der Kunstschule wurde abgelehnt…
o Für Mahatma Gandhi, Rechtsanwalt, Publizist, Morallehrer, Asket, Pazifist, geistiger und politischer Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung waren die Schuljahre die "unglücklichste Zeit in meinem ganzen Leben"…
o Für Edvard Grieg, dem großen norwegischen Komponisten und Pianisten, "entwickelte die Schule in mir das Schlechte und ließ das Gute unberührt"…
o Der spanische Maler, Grafiker und Bildhauer Pablo Picasso hatte Rechnen einfach nicht mitgemacht.
Wieso nun hält der Parteienstaat trotz aller Kritik an dieser widernatürlichen Praxis fest? Unser Brennpunkt 5 beschreibt die geschichtliche Entwicklung staatlichen Schulwesens, die geprägt ist vom Impetus der Politiker. Trotz verschiedener Reformbestrebungen am Überkommenen festzuhalten. Warum gerade im Schulwesen diese pädagogische Unbeweglichkeit? Eigentlich ganz einfach: Alle Politiker waren von Beginn der Weimarer Republik bis heute vormals Schüler*innen. Sie alle wurden zu adaptiv Lernenden und sodann Handelnden erzogen. Also ist Ihnen das Festhalten am Althergebrachten gleichsam zur zweiten Natur geworden. Tiefergehendes Nachdenken oder gar Umdenken ist aus zwei Gründen nicht erwartbar. Zum einen ist Politikern der adaptive Gegensatz zum innovativen Charakter ihres Denkens und Handelns gar nicht bewusst. Zum anderen ist es ihr hohes und vielfältiges Arbeitspensum, das sie zeitlich stark und damit ausweglos belastet.
Nach alledem sehen wir drei nur einen Ausweg aus dieser Schulmisere. Bürgerbewegung kann erreichen, dass unsere "Kindererziehung" zur echten Kinderbeziehung wird. Von der jetzigen adaptiven, passiven sowie fremdbestimmten Lernprägung können nur wir unsere Kin-der befreien und farbenfrohe Schulen entwickeln, die offen sind für innovatives, aktives sowie selbstbestimmtes Lernenwollen. Staatsfreie Schulen - und nur solche - formen aus dem parteienstaatlichen Einfaltsprinzip das von uns allen gewünschte Vielfaltsprinzip.
Jetzt interessiert uns beide, ob Sie diesen vorgeschlagenen Weg ebenso sehen oder ob Sie noch einen oder sogar mehrere andere Lösungswege sehen.
8.4 Parteienstaatlicher Irrweg
"Erziehung ist organisierte Verteidigung
der Erwachsenen gegen die Jugend."
Mark Twain
Das parteienstaatliche Schulehalten erkennt wohl nicht die Bedürfnisse der werdenden Persönlichkeiten nach tatkräftigem Miteinander und selbstbestimmtem Lebenssinn. Durch ständiges Bewerten geforderter fremdbestimmter Leistungen stört oder zerstört die Staatsschulpraxis in vielen Fällen das Selbstwertgefühl der Kinder. Damit werden die Kinder=Subjekte zu Schulpflicht=Objekten abgestempelt, wie der bekannte Neurobiologe Professor Gerald Hüther diesen menschen-unwürdigen Vorgang beschreibt. Durch vorher bestimmte, von oben herab festgezurrte Lernstoffe werden Kinder ihrer "freien Entfaltung" (Art. 2 Abs. 1 GG) beraubt. Durch das vorgeschriebene Einzelleistungsprinzip mittels Klassenarbeiten oder Tests und dem Bewerten der Einzelprodukte entsteht statt Synergie Wettbewerb und Konkurrenz. "Jeder ist sich selbst der Nächste."
Fällt uns dabei nicht auf, wie das im staatlichen Schulwesen normierte Bewertungs-, Einzelleistungs- und Fremdbestimmungsprinzip die jungen Menschen zu passenden Anwärtern für den Personalbedarf der produzierenden und dienstleistenden Wirtschaft vorformt? Die Arbeitsplätze dort sind in aller Regel fremdbestimmt und es herrscht Wettbewerb. In diesem Sinne gut erzogen läuft die Praxis rund. Als Beschäftigte in fremdem Sinne finden sie in ihrer Freizeit dank auskömmlicher Gehälter auch mal zu sich selbst. In eigenem Sinne konsumieren sie von reichhaltigen attraktiven Angeboten jeder erdenklichen Art, vom guten Essen über die individuelle leistungsstarke Mobilität mit PKWs bis hin zu Reisen in ferne Länder. Alles zusammen ein nahezu paradiesisches Dasein. Also hat das Schulehalten des Parteienstaates wider Erwarten doch noch einen Sinn? Die Präparation unserer Kinder in fremdem Sinn dient der Wirtschaft. Und wenn wir bedenken, dass unsere Wirtschaft schon mal Exportweltmeister war, so ist das Zusammenspiel Staat-Wirtschaft eigentlich optimal…
… mit fatalen Auswirkungen …
Ja, gut so, wenn man nicht mehr weiterdenken will und gerade dieses wollen wir. Jetzt! Wir denken an die Begleitumstände dieses "Paradieses", an unser aller Umwelt. Insbesondere die Klimakrise samt beginnender Knappheit unseres unverzichtbaren Trinkwassers. Der durch die fulminante Produktion und Konsumtion bedingte hohe CO2-Ausstoß ist leider hauptursächlich für diese Klimakrise, die unser aller Lebensgenuss früher oder später beenden wird.
Von unseren Politikern ist Abhilfe nicht zu erwarten. Zum einen sind sie auf die Steuern einer erfolgreichen Wirtschaft erpicht. Zum anderen waren sie ja alle mal Schüler*innen in Staatsschulen mit ihrer adaptiven Unterrichtspraxis.
Interessant, die Pädagogen im "Club of Rome" haben bereits vor ca. 40 Jahren begründet, dass adaptives Lernen und Handeln uns alle nahezu zwangsläufig in irgendwelche Schocks purzeln lässt. Solches Lernen und Handeln hält das Gewordene aufrecht; es ist mitnichten zukunftsorientiert. Zudem liegt ganzheitliches Denken außerhalb adaptiv geformter Betrachtungen, wo es um konkrete Details geht. "Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht".
Also ist adaptives Denken und Handeln, so erfolgsgewohnt es kurzfristig für uns alle ist, letzten Endes langfristig kontraproduktiv. Der Parteienstaat würgt durch seine Kinderverschulung leichtfertig deren hoffnungsfrohe, innovative Denkentwicklung einfach ab, dabei ist gerade eine solche evolutionsadäquat. Der Parteienstaat greift in unsere Grundrechte aus partikularen Interessen, aus Opportunismus, aus seinem adaptiven Denken und Handeln heraus willkürlich ein.
"Mich ärgert, dass wir versuchen, Schüler und Studierende zu Maschinen auszubilden durch rein kognitives Lernen und die reine Verarbeitung von fertigen Wissensbeständen. Und wenn sie schließlich in die Arbeitswelt kommen, dann sagen wir ihnen, ihr seid schlechter als die Maschinen. Das hätte aber von vornherein klar sein müssen! Denn die humane Intelligenz und damit die Stärken des Menschen liegen eigentlich ganz woanders."
So Silja Graupe, Professorin für Ökonomie und Philosophie sowie Leiterin des Instituts für Ökonomie an der Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung. Ist sie nicht ein passendes Beispiel innovativen Denkens?
Nach alldem wird klar, dass wir in unserer Erwartung, die Politiker würden der Klimakrise - alleine von Amts wegen - abhelfen, nur "den Bock zum Gärtner" machen würden.
Wir sehen eine Alternative. Wir Bürger denken und handeln immer innovativ. Wir tun das wie früher, wie wir alle uns selbstverständlich vor Beginn unserer Schulpflicht verhalten haben, weil es schlicht und einfach natürlich ist. Wir waren offen zu- und miteinander. Warum nicht wieder so? Im gegenwärtigen Kälteklima wärmen wir uns im kleinen Kreis gegenseitig auf, durch Nähe zueinander. Die Neurobiologen wissen es; Innovatives Denken und Handeln blüht in Gruppen regelrecht auf und trägt alsdann reiche Früchte. In innovativ gestimmten Kooperationen wird aus dem "Entweder - oder" ein "Sowohl - als auch". Vertrauen und Verantwortung wachsen. Kreativität und Brainstorming, all das, was in Staatsschulen keine Rolle spielt, bildet hier den Humus für ein Gedeihen unserer Zukunft.
Wir erfinden das Rad nicht neu, Räder in diesem Sinne gibt es bereits. Etwa Solidarische Landwirtschaft, die bereits in mehreren Ländern zunehmend an Bedeutung gewinnt. Es handelt sich um Erzeuger- Verbraucher - Gemeinschaften aus Landwirten und verbrauchenden Bürgern ringsum. Beispielsweise innerhalb einer Genossenschaft beschließt die Mitgliederversammlung aus Erzeugern und Verbrauchern, was für welche und wie viele Produkte im kommenden Jahr erzeugt und verbraucht werden. Gleichzeitig wird die Höhe der Genossenschaftsbeiträge beschlossen. Damit werden Gewinne zu Gemeinwohlträgern. Zumeist entstehen alle Erzeugnisse biologisch also ohne synthetische "Beigaben"; eine Wohltat für den landwirtschaftlichen Grund und Boden.
Aus dem gleichen Holz geschnitzt ist die Gemeinwohlökonomie. Sie ist der andere menschliche Pol innerhalb unseres Wirtschaftsuniversums, der alternative Weg zum Neoliberalismus mit Profit als Ziel. Hier geht es um sozial-geprägtes Wirtschaften mit Sinn für das Gemein-wohl. Bereits ca. 3000 Unternehmen in roundabout 40 Ländern engagieren sich in diesem Sinne. Dieser alternative Weg überzeugt zunehmend Universitätsdozenten, und sogar Schulen. Beispielsweise organisiert sich die Verwaltung der Stadt Stuttgart in diesem Sinne. Auch einige Schulen sind mit von der Partie. Sogar der EU-Wirtschafts- und Sozialausschuss empfiehlt die Aufnahme von Ge-danken der Gemeinwohlökonomie in das EU-Recht.
"Fridays for Future" ist eine Bewegung mit großem Zulauf insbesondere engagierter Schüler*innen. Von ihnen der Weckruf an uns alle, wie wir durch Produktion und Konsumtion mittels fossiler Energien die Erderwärmung weiterhin verursachen bis hin zu einem baldigen Klimaschock mit all seinen Folgen für unsere menschliche Zukunft. Charakterisierend ist das Entstehen der Bewegung infolge Schulstreiks.
"Und warum sollten wir für eine Zukunft lernen, die es schon bald nicht mehr geben wird, wenn niemand irgendetwas unternimmt, um die Zukunft zu retten? Welchen Sinn hat es, in der Schule Fakten zu lernen, wenn die wichtigsten Fakten, belegt durch die modernste Forschung, unseren Politikern und unserer Gesellschaft offensichtlich nichts bedeuten?"
So äußert sich Greta Thunberg in ihrer Rede in Helsinki am 20.10.2018.
Der Kreis einiger Beispiele innovativen Handelns im Meer adaptiver Selbstverständlichkeiten rundet sich. "Fridays for Future" zeigt, wie wir als Eltern mit unseren Kindern durch eigentlich adaptives Denken und Handeln auf Gewohntem stehen bleiben und dadurch unsere Zukunft verspielen. Gerade dieses adaptive Denken und Lernen haben wir ja alle in den Staatsschulen jahraus, jahrein infiltriert bekommen. Dieser schulehaltende Staat will nicht wahrhaben, dass er mit seinem adaptiv geprägten verordneten Erziehungsprinzip die jetzige Klimakrise mitbewirkt hat.
Damit stehen wir Schuleltern auf der Bühne des Klimadramas - als Handelnde. Weil für kindgerechtes, innovatives Lernen seit langem bereits Alternativschulen möglich sind sowie der Parteienstaat kein Partner für uns Eltern ist und auch nicht sein kann, nehmen wir am Reigen der bereits innovativ Handelnden teil. Solidarische Landwirtschaft, Gemeinwohlökonomie und die Bewegung "Fridays for Future" passen bestens zu unserer Intention staatsfreie Schulen zu verwirklichen, denn nur solche Schulen, und mitnichten die Staatsschulen, sind von ihrem Impetus aus zukunftsgerichtet. Die sich anbahnende Klimakatastrophe ist es, die uns allen verdeutlicht, wie rückwärtsgewandt der unpädagogische und kinderfeindliche Kern parteienstaatlichen Schulehaltens tatsächlich ist. Und wir als Unterstützer*innen staatsfreier Schulen sind es, die eine profunde Antwort auf Fragen der jungen Leute von "Fridays for Future" geben können.
Wie stehen Sie, liebe Leser*innen, zu dieser Sichtweise? Uns interessiert sehr, was Sie von diesem Querblick Staatsschule - Klimakrise halten.